Gesellschaftliche Teilhabe fördern
Nördlingen/Bäumenheim (von Carmen Abwandner): "Reicher und bunter " sei der Ort geworden, sagte Otto Uhl. Als der Bäumenheimer Bürgermeister ans Rednerpult trat, fand er nur positive Worte für die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe. Die Werkstätte und das Wohnheim seien mittlerweile "ein fester Bestandteil der Gemeinde", so Uhl bei der Jahreshauptversammlung der Lebenhilfe Donau-Ries. Zuversichtlich blickte auch der Vorsitzende Paul Kling in die Zukunft. Aufgrund der Fortschritte und erfreulichen Entwicklungen sei ihm "nicht bang" um die Organisation.
Die im Herbst 2011 fertiggestellte Bäumenheimer Werkstätte führte er als einen der vielen Gründe für seinen Optimismus an. Nach dem Umbau sei es ein "heller und freundlicher" Ort geworden, in den alle Mitarbeiter mit viel Freude kämen. Von den 120 Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung seien mittlwerweile 90 besetzt. Mit dem Erlös aus den Arbeitstätigkeiten werde es bereits ausgeschiedenen, ehemaligen Mitarbeitern ermöglicht, weiterhin an Kultur- und Freizeitangeboten teilnehmen. Die Lebenshilfe setze außerdem alles daran, weitere Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in Zusammenarbeit mit Unernehmen zu schaffen.
Die Wohnheimträger GmbH verzeichnet laut Kling ebenfalls eine positive Entwicklung. Inzwischen gebe es immer mehr Patienten, die ambulant betreut werden könnten. Die stationären Plätze seien dadurch aber immer öfter von geistig und psychisch Schwerbehinderten besetzt, was die Arbeit des Personals zunehmend erschwere. Die Beck´schen Häuser in Nördlingen, für deren Sanierung die Lebenshilfe mit der Silbermedaille des Bayerischen Denkmalpflegepreises 2012 ausgezeichnet worden ist, seien in einem miserablen Zustand gewesen, bevor man mit den "berechtigten" Umbaumaßnahmen begonnen habe, so Kling. Durch diese Wohnheime hätten Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, in das Leben inmitten der Altstadt integriert zu werden. Die Nachbarschaft habe die Bewohner gut angenommen.
Doch ginge die Inklusion, also die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gemeinschaft, immer noch nicht weit genug. Es sei "noch so manches Hindernis in der Gesellschaft vorhanden". Alle Mitglieder der Lebenshilfe seien gefordert, die Inklusion voranzubringen. Besonders erwähnenswert sei die "Erfolgsgeschichte" des CAP-Marktes in Nördlingen. Das Ergebnis ginge "über die Erwartungen hinaus". Die Freundlichkeit des dortigen Personals sei "Ausdruck des inneren harmonischen Betriebsklimas" und sorge für steigende Kundenzahlen.
Nicht ganz so rosig sehe es hingegen bei den Finanzen aus, so Geschäftsführer Günter Schwendner. Man habe die Jahre 2010 und 2011 zwar positiv abgeschlossen, doch würden die Spielräume immer enger. Man müsse die "Kosten und Einnahmeseiten sehr genau im Blick behalten", mahnte er. Insbesondere die Energie- und Personalkosten hätten das Ergebnis in den vergangenen Jahren erheblich gedrückt. Das mache sich auch schon in den Einrichtungen bemerkbar. Im Jahr 2011 wurde ein Überschuss von etwa 40 000 Euro erzielt. Nach Abzug der Wertbereichtigung weise die Lebenshilfe für das vergangene Jahr einen ausgeglichenen Haushalt vor.
Bei der Wahl des neuen Vorstandes ergaben sich keine frappanten personellen Wechsel: Kling wurde in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt, ebenso Manfred Fleischer als 2. Vorsitzender. Dem nicht mehr angetretenen Hansjörg Wurm, eingem jahrelangen Vorstandsmitglied, folgte Walburga Mehl.
Im Anschluss gab Schwendner einen Ausblick auf ein aktuelles Projekt der Lebenshilfe: Nördlingen, das "Musterbeispiel an Inklusion", könne auf Fördergelder in Höhne von 240 000 Euro von der "Aktion Mensch" hoffen. Sollte die Bewerbung positiv verlaufen, startet dort ab März 2013 ein dreijähriges Pilotprojekt. Mit den Fördergeldern würde ein Beirat gegründet, in dem auch Menschen mit Behinderung vertreten sein sollen, um den "Netzwerkausbau" in Nördlingen weiter voranzubringen, so Wohnbereichsleiter und Mitverantwortlicher des Projektes Uwe Dolzer.
In Zusammenarbeit mit Vereinen und der Stadt Nördlingen wolle man für Menschen mit Beinderung die Inklusion vor Ort perfektionieren. Ziel ist es, die Altstadt behindertengerecht umzubauen oder auch Arbeitsplätze an örtlichen Firmen auszulagern. Des Weiteren liege das Augenmerk auf dem Ausbau von betreutem Wohnen für Menschen mit Behinderung zusammen mit Senioren. Beide Gruppen könnten voneinander profitieren und gemeinsam ihre Freizeit gestalten. Das Bestreben der Lebenshilfe sei es, damit Begegnung zu schaffen, Kommunikation zu fördern und Herzen zu öffnen, erklärte Dolzer.
Wissenschaftlich begleitet werde das Projekt von der Universität Eichstätt.