Der Musikunternehmer aus dem Süden des Landkrei-ses, wo er viele Freunde besitzt, soll auch im Norden, wo es etwas küh-ler ist, Fuß fassen. Als Benefizkonzert zum „Jahr der Menschen mit Be-hinderung“ sollte die Veranstaltung Herzen öffnen, wo sich öffentliche Kassen immer mehr schließen. Schon beim Eintritt sprangen riesige Mischpulte, armdicke Verkabelungen und ein den ganzen Chorraum überspannender Lautsprecher- und Schein-werfergalgen in die Augen. Kreuz und Christbäume verschwanden für dies-mal. Elektronik mit allen Zaubertricks beherrschte den Klang. Professionell auch die Musiker und Sänger: Jede Note stimmte, die Solisten waren top, der Chor sang auswendig mit erstaunlicher Stimmkraft und per-fekter Stimmbildung und die Solisten schmetterten oder hauchten ihren Part im Sinne der hohen Erwartungen derer, die Joe Hieger kannten oder kennen lernen wollten. Der Beifall war mächtig, die Zufriedenheit spürbar – die Sän-ger und Instrumentalisten aus dem Süden werden sich ihren Platz erobern, auch in einem Nördlingen, das selbst über Spitzenkräfte und eine hohe Mu-sikkultur verfügt. Die Musik war eine Alternative zur kirchlich bestimmten Weihnachtsmusik, aber auch keine Kaufhausmusik, dafür waren Anlass und Absicht zu ernst und zu seriös. Ein Wohlfühlsound zwischen Klassik und Pop, das Volkslied zitierend und opulent ausgebaut mit der Unbekümmertheit derer, die es ein-fach können. Der Zuhörer wird wohl wissen, ob es seine Musik ist oder nicht. Das gilt zunächst für das englische Weihnachtslied: „The First Noel“, das Traditional „O holy night“ erreicht mit einfachen Wirkungen und mächtigem Sound eine Überraschungswirkung, die im „Ave Maria! von Bach-Gounod, diesmal von Julia Gusowski an der Oboe – freilich in den Höhen entschärft – fromm dargeboten wurde. Dafür bot das Orchester im James-Last-Stil einen prickelnden Background. Das bekannte „Hört, wir singen Jubellieder“ gewann durch das schlichte Arrangement und den wirkungsvollen Solisten. Der Chor „Briganori“ führte in die Renaissance zurück und bot, etwas poppig – ein be-zauberndes Echolied von J. Gallus: „Laus et perennis gloria“. Dem bekannten „The Prayer“ in der Nachfolge von Andrea Bocelli kann man den Blick auf die Quote nicht absprechen, alle Register der Klangfärbungen und der begeisternden Akkord-Hebungen wurden gezogen, zumal die Sop-ran-Solistin Sabine Grochowina-Weber und der Tenor-Solist Gerhard Hieger, in Stimme und Show ihr Letztes gaben. Im Weihnachtslieder-Medley fanden alle Künstler zur Weihnachtszaubereien zusammen, die schon hart an die Geschmacksgrenzen gingen. Es fehlten nur noch „Santa Claus“ mit Rentieren und Niko-Mäuschen in Strapsen. Der Chor gab dann seine eigene Spiritual-Version von „Rise up sheperds“ und „Sezenia“, wie sonst auch recht zu Herzen gehend, weil gekonnt und lupenrein, aber auch seelisch überzeugend vorgetragen. Happy X-Mas von John Lennon hat auch die Josefskirche erobert, die Solistin Sabine Grocho-wina-Weber überzeugte auch diesmal, den emotionalen Treffen landeten die Künstler aber mit dem südafrikanischen „Nikosi Sikele Afrika“, wobei Gerhard Hieger und der Chor mit Inbrunst ihren Ruf nach Frieden und Freiheit – ge-tragen von Gottes Gnade – kund taten. Der Beifall wuchs von Lied zu Lied. Treffsicher Mit „Written in the stars“ aus der Feder von Elton John und Tim Rice, einem internationalen Hit der Cross-Over-Musik, die immer mehr auch die Kirchen-räume erobert. Voll in diesem Genre stand auch die „Stille Nacht“ – Version, in der die kleine Clara Spitz aus Bäumenheim treffsicher ihre noch unschul-dige Stimme zu Geltung bringen konnte. Zwei Sprechtexte, von Jörg Fischer, dem zweiten Bürgermeister aus Donau-wörth, besinnlich vorgetragen, vertieften die musikalischen Weihnachtsein-drücke. So blieb noch Manfred Steger von der „Lebenshilfe“ das begeisterte Dankeswort, nachdem schon vorher in der ersten Zugabe Clara Spitz das „Guten Abend, gute Nacht“ innig gewünscht hatte.
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