und die Bundesvereinigung der Lebenshilfe ihr 50-jähriges Bestehen. Gründe genug zu feiern, weshalb im Landkreis Donau-Ries eine Reihe von Jubiläumsveranstaltungen stattfinden werden (wir berichteten). Im Vorfeld der großen Auftaktveranstaltung in Harburg am Samstag, luden der Lebenshilfe Bundesgeschäftsführer Dr. Bernhard Conrads und der Geschäftsführer der Lebenshilfe Donau-Ries, Erich Geike, am Freitagabend zu einem Pressegespräch ins Jugend- und Familiengästehaus in Nördlingen. "Mit diesem Gespräch wollen wir als Kreisverband eine Brücke schlagen zur Bundesvereinigung und zeigen, wie wichtig für uns die Bundesvereinigung der Lebenshilfe ist", freute sich Erich Geike (Nördlingen) über das Kommen seines Kollegen aus Marburg. Conrads hielt am Samstag auf der Fachtagung in Harburg ein Grundsatzreferat und machte der Lebenshilfe Donau-Ries erst einmal ein Kompliment: "Gerade am Kreisverband Donau-Ries kann man erkennen, wie offen die Lebenshilfe für neue Entwicklungen ist". Offen für neue Impulse Diese Offenheit für neue Impulse in der Arbeit mit und für Menschen mit einer Behinderung sei Programm der gesamten Lebenshilfe-Bewegung, die am 23. November 1958 in Marburg gegründet worden sei. Gegründet von nur 15 Eltern, die auf Initiative des holländischen Pädagogen Tom Mutters, aus ganz Deutschland gekommen seien, fuhr Conrads fort. "Dem Zeitgefühl des Versteckens und Verschweigens von Behinderung entsprechend, hatten nur wenige Eltern den Mut öffentlich aufzutreten", meinte er. Trotzdem: Aus kleinen Anfängen praktisch im "Wohnzimmerbüro" sei durch die stetige und hartnäckige Informations- und Öffentlichkeitsarbeit von Mutters (der bis 1988 Bundesgeschäftsführer war) bis 1989 eine Vereinigung mit elf Landes- und 400 Kreisverbänden entstanden. Durch die Wende sei die Lebenshilfe um weitere 130 Ortsvereinigungen und fünf Landesverbände angewachsen. In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe-Bundesvereinigung - ergänzte Erich Geike die Ausführungen des Bundesgeschäftsführers - habe die Lebenshilfe Donau-Ries auch in Stollberg die Gründung einer Ortsvereinigung initiiert und begleitet. Wie die Lebenshilfe zahlenmäßig heute dastehe? Es gebe 527 Ortsvereinigungen und 16 Landesverbände, 135 000 Einzelmitglieder, mehr als 3000 Einrichtungen und Dienste, mehr als 160 000 Menschen mit Behinderung werden von der Lebenshilfe betreut und mehr als 60 000 hauptamtliche Mitarbeitende sind dort tätig, sowie über 15 000 Menschen seien bei der Lebenshilfe ehrenamtlich engagiert. Eine stolze Bilanz! Als Elternvereinigung habe die Lebenshilfe von Anfang an die Nähe und Partnerschaft zu den Fachleuten gesucht, umriss Conrads die Geschichte dieser Selbsthilfeorganisation weiter. So sei man immer hellhörig für die internationalen Impulse. Die Arbeit mit behinderten Menschen habe sich in verschiedenen Stufen entwickelt: Zu Beginn habe sich die Lebenshilfe vor allem in Abgrenzung zu den großen Heimen als ein Netz der Hilfen für Menschen mit einer geistigen Behinderung verstanden, "das die Angehörigen entlasten, gemeinde- und familiennah sein wollte". Prinzip der Normalisierung In den späten 1970er Jahren sei aus Dänemark das "Normalisierungsprinzip" gekommen, demzufolge die behinderten Menschen "so normal wie möglich" leben sollten. "Das durchdekliniert auf die einzelnen Einrichtungen und Organisationsformen - das war schon ein echter Meilenstein", so Conrads. Der "Normalisierung" sei dann ebenfalls aus dem skandinavischen, aber auch angloamerikanischen Raum die "Integrationsbewegung" gefolgt, die in der Lebenshilfe enorme Diskussionen ausgelöst habe. Demzufolge sollten betreute Menschen so viele Gemeinsamkeiten wie möglich mit nicht Behinderten haben. "Viele Einrichtungen haben sich dadurch infrage gestellt gefühlt", so der Lebenshilfe-Bundesgeschäftsführer in Nördlingen. Gegenwärtig präge das "Selbstbestimmungsparadigma" den Umgang mit geistig behinderten Menschen. Der Fachbegriff: Inklusion, sprich Teilhabe. Das beziehe sich auch auf schwerstbehinderte Menschen: "Es ist dann eben unsere Aufgabe, den Wunsch des jeweiligen Menschen wahrzunehmen und sein Wahlrecht für ihn auszuüben". Aus diesem Paradigma der Teilhabe ergäben sich neue Arbeitsschwerpunkte der Lebenshilfe, blickte Conrads in die Zukunft: integrative Beschulung, persönliches Budget und das Thema Gesundheit nannte er als Schlagworte, mit denen sich die Lebenshilfe zukünftig intensiv auseinandersetzen werde.
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