Der Reihe nach werden Karten aufgedeckt. Fängt der Inhalt des Bildes auf der Karte mit "seinem" Anfangsbuchstaben an, darf man die Karte behalten und mit Schwung in das Becken voller bunter Bälle springen. Nicht vergessen, das Wort dabei laut und deutlich zu rufen. "Der Herr Schmid darf jetzt aufdecken", sagt Monika Reicherzer gutmütig. "Ein Fisch, da muss ich springen", erkennt Luca, nachdem er kurz überlegt hatte - und ab ins Bällebad. "Das war toll mit dem Jungen, hat richtig Spaß gemacht", berichtet Georg Schmid nach seiner ersten Stunde als Assistent von Monika Reicherzer. "Da sieht man, was man machen muss, wo die Defizite bei den Kleinen liegen", sagt der Donauwörther weiter. Allein bei der Lebenshilfe nehmen rund 300 Kinder an der Frühförderung teil. Daran würde man sehen, wie groß der Bedarf an solchen Einrichtungen sei und welch hohes fachliches Potential man bräuchte, so Schmid. Bei der Aktion Rollentausch, die das Forum Soziales Bayern ins Leben gerufen hat (wir berichteten), sollen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft den Menschen in den sozialen Berufen nicht nur über die Schulter schauen, sondern auch mit anpacken. So wie Bezirksrat Reinhold Bittner. Im Wohnheim der Lebenshilfe in Bäumenheim konnte er einen Eindruck vom alltäglichen Leben in der "Sigelvilla" bekommen. "Man hat gemerkt, dass er auf die Leute zugehen kann, hat ihnen sofort das ?Du? angeboten und hatte seinen Spaß mit den Bewohnern. Die übrigens auch mit ihm", erzählt Felicitas Philip, Leiterin des Wohnheims. Er habe voll mitgearbeitet, sei einkaufen gewesen, habe mit den Bewohnern Kicker gespielt und habe beim Kochen geholfen. Dafür bekam er dann sogar ein Lob der Heimbewohner: "Gut gekocht, Reinhold, Danke." Ein Haus weiter, in einer Außenstelle der Donau-Ries Werkstätten der Lebenshilfe, gab es Besuch vom Rainer Bürgermeister Gerhard Martin und seinem Kollegen Otto Uhl aus Bäumenheim. 60 Mitarbeiter werden hier betreut und beschäftigt, in erster Linie geistig, aber auch körperlich oder mehrfach Behinderte. Gearbeitet werde unter anderem im Auftrag von Siemens, aber auch für Firmen aus der Umgebung, wie Kathrein oder AGCO, erzählt Abteilungsleiter Hubert Hefele. Der heimische Bürgermeister Uhl wurde beim "Kontrollwiegen" eingeteilt. Wolfgang, der ihm seinen Montageplatz zur Verfügung gestellt hat, weist den Politiker in seine Tätigkeit ein. "Ich bin erstaunt über das gute Arbeitsklima und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so Uhl. Überrascht habe ihn vor allem die Professionalität und der Blick für Qualität. "Dass Behinderte trotz großer Einschränkungen zu solchen Leistungen bereit und willens sind, ist beeindruckend", schließt sich Gerhard Martin an. Dem Rainer Bürgermeister wurde die Rolle des Gruppenhelfers in der Montage zugeteilt. Laut Hefele haben die beiden "Gastarbeiter" ihren Job recht ordentlich gemacht: "Die Freude der Mitarbeiter ist auf sie übergesprungen." Die Aktion Rollentausch - für Staatssekretär Schmid ein voller Erfolg. "Ein praktisches Beispiel ist besser als jedes Lehrbuch. Man bekommt in Ruhe Einblick in so eine Institution." Gerade für Menschen, die sonst mit diesem Bereich nichts zu tun haben, würde die Aktion ein neues Blickfeld schaffen. Er nehme von den Stunden in der Fördergruppe nur Positives mit. "Das Arbeiten mit Kindern ist eine sehr schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe." Und mit einem beherzten "Ooooosterglocke" springen Luca und der Staatssekretär ausnahmsweise gemeinsam ein letztes Mal in das Bällebad.
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